Über diesen Blog

UKUBI?

Dieses Wort, das so sehr nach einer alten fernöstlichen Lebensweise in absolut harmonischem Einklang mit mir und der mich umgebenden Welt klingt, habe ich erfunden. Bis jetzt gab es diesen Begriff nicht – ein Neologismus also. Doch was bedeutet er?

UKUBI ist ein akronymisches Wortspiel aus dem Begriffspaar Unterricht und Kulturelle Bildung. Komisch eigentlich, dass es das Wort noch nicht gab, wo doch das damit aufgemachte Themenfeld seit den 1990er-Jahren ein fester Begriff in der Schul- und Unterrichtsentwicklung ist. Und dann klingt es auch noch wie Utopie. Ist Unterricht und Kulturelle Bildung also eine positive Zukunftserwartung, eine Projektion, die vielleicht niemals eintritt?

Nur ein sehnlicher Wunsch?

Dieser Blog entsteht im Rahmen meines Masterstudiums „Kulturelle Bildung an Schulen“ der Philipps-Universität Marburg. Als „zuhörender Gesprächspartner“ begleitet er mich bei wissenschaftlichen Seminaren, künstlerischen Erprobungen, Recherchen, Tagungen, Begegnungen, Gesprächen, Reisen, Hospitationen und so vielem mehr.

Aber auch meine Erlebnisse aus meiner täglichen Arbeit als Lehrer für Deutsch, Musik und Darstellendes Spiel am Goethe-Gymnasium Frankfurt möchte ich hier zu Erfahrungen verdichten.

In diesem Blog kann ich meine losen Gedankenfasern schreibend verarbeiten, verknüpfen und verdichten. Hier kann ich meine einzelnen Erlebnisse zu Erfahrungen und Erkenntnissen verdichten und verarbeiten – meine losen Gedankenfasern also schreibend zu einem Faden „spinnen“ um ein Denknetz zu knüpfen.

„spinnen“ (starkes Verb):

  • Fasern zu einem Faden drehen
  • nicht recht bei Verstand sein, durch sein absonderliches, skurriles, spleeniges Verhalten auffallen
  • Unwahres behaupten, vortäuschen

duden.de

„Wir denken nicht in genau definierten Systemen mit fest umrissenen Grenzen […]. Der Denkprozess kann vielmehr mit einem [offenen] Netz verglichen werden, in dem zwischen den verschiedensten Fäden […] Knoten geknüpft werden. […]

Um die einseitige Vorstellung eines linearen, zielgerichteten Denkens aufzubrechen, hat Michel Serres den Begriff des Denkens in offenen ‚tabulatorischen Netzen‘ geprägt. Damit meint er eine Art des Denkens, in dem es eine Vielfalt von gedanklichen Verknüpfungen und auch zufällige Verbindungen gibt. Denken in tabulatorischen Netzen gibt Raum für nicht-logische Operationen wie Analogien und Widersprüche, die nicht aufgelöst werden müssen. Im Sinne eines unendlichen Prozesses gibt es weder einen klar definierten Anfangs- noch einen endgültigen Schlusspunkt des Denkens.

Neben der hier postulierten grundsätzlichen Offenheit des Denkens wurden mehrfach auch die ‚Ungenauigkeiten‘ des Denkens und ihr kreatives Potenzial in den Blick gerückt. […] Max Delbrück spricht vom ‚Prinzip der gemäßigten Schlampigkeit, das Entdeckungen ermöglicht‘. Durch diese Art des Denkens soll die Aufmerksamkeit auf jene Bereiche gelenkt werden, die am Rande oder gar außerhalb des erwartete Diskurses liegen. […]

In eine ähnliche Richtung verweist schließlich auch das Bild der ‚unscharfen Ränder‘, das Jacques Derrida prägte, um die Abwesenheit der Absicht, das nicht-intentionale Umherirren, die ‚blinde Taktik‘ zu charakterisieren, die für die Entwicklung neuer Gedanken so wichtig ist.

Daneben denken, schlampig denken, an den unscharfen Rändern denken – all diese Denkweisen eröffnen neue Denkräume abseits der fest umrissenen Grenzen des konventionellen Denkens.“

Ursula Brandstätter (2013): Erkenntnis durch Kunst. Theorie und Praxis der ästhetischen Transformation, S. 50f.

Der Blog teilt sich in insgesamt sechs verschiedene Themen und Kapitel auf, die sukzessive mit Inhalten gefüllt werden:

Ein Container voller Kultureller Bildung

Immer wieder liest man, dass „Kulturelle Bildung“ ein Containerbegriff sei. In dieser Kategorie möchte ich versuchen darzustellen, welches Verständnis von „Kultureller Bildung“ diesem Blog zugrunde liegt und diesen Container mit eigenen Beiträgen füllen.

Kulturell-ästhetisch-kreative Unterrichtspraxis

In diesem Kapitel meines Blogs stelle ich euch sukzessive verschiedene kreative Unterrichtsprojekte vor, die ich im Rahmen meiner Tätigkeit als Deutsch- und Musiklehrer durchgeführt habe.

Lehrer:innenrolle

Mit einer anderen Schul- und Unterrichtskultur verändert sich auch die Rolle der Lehrkräfte. Das spüre ich in meinem Berufsalltag sehr deutlich. Deswegen möchte ich hier darüber nachdenken, welche Auswirkungen eine Kulturelle Unterrichtspraxis auf mich als Lehrkraft hat und zugleich Ideen entwickeln, in welche Richtung wir unsere eigene Rolle denken können (und sollten).

Entdeckungen im Waldsaum

Der Waldsaum ist der biodiverse Übergangsbereich zwischen Aue und Wald, zwei eigentlich in Fauna und Flora voneinander getrennte Biotope: Hier treffen sich die verschiedensten Organismen beider Lebensräume und treten auf verschiedene Art und Weise in Kontakt miteinander. In diesem Blog dient mir der Waldsaum als Metapher der sich überlagernden Biotope der Kultur- und Bildungsinstitutionen. Hier möchte ich von meinen Begegnungen und Erlebnisse mit anderen Akteuren der Bildungs- und Kulturlandschaft, die ich als Gymnasiallehrer in Form verschiedener Hospitationen gesammelt habe, berichten und über sie nachdenken.

Kulturelle Schulentwicklung

Kulturelle Schulentwicklung bedeutet mehr als eine Schule dazu zu bewegen, kulturelle Arbeit in den Fokus ihrer Tätigkeit zu stellen. Kulturelle Schulentwicklung bedeutet auch, den Entwicklungsweg der Schule selbst dorthin entsprechend zu gestalten. Ich möchte diesen Raum nutzen, um über Veränderungsrichtungen und
-tendenzen, Instrumente, Change Management und Transformation eines Systems nachzudenken, das sich in den letzten 500 Jahren kaum verändert hat.

Lose Fäden

Kreative Prozesse wie das Schreiben eines Blogs sind selten von Beginn an strukturiert: Vielmehr bin ich der Überzeugung, dass Innovationen aus dem Chaos entstehen, weil Chaos für mich das Nicht-Vorhandensein von Kategorien und Ordnung bedeutet. Entsprechend soll dieses letzte Kapitel meines Blogs dazu dienen, all die losen Fäden, die ich hier und da aufnehme, zu sammeln und sie erstmal nicht einer starren Ordnung zu unterwerfen.

Lass uns also ein wenig gemeinsam spinnen und schlampig denken!

Lass uns ohne jede Absicht am unscharfen Rand umherirren!

Lass uns bislang Unwahres behaupten!

Lass uns Denkräume eröffnen, in denen Unterricht und Kulturelle Bildung zur positiven Zukunftsvision wird!

Lass uns gemeinsam das offene Netz knüpfen!

UKUBI

Unterricht und Kulturelle Bildung – Denken im offenen Netz